Der Dunning-Kruger-Effekt: Warum der Unwissende schreit, während der Wissende seufzt
- Frank Max
- 26. März
- 4 Min. Lesezeit

Stell dir vor, du sitzt in einer hitzigen Diskussion. Dein Gesprächspartner – nennen wir ihn mal Horst – wettert mit voller Überzeugung über ein Thema, von dem du weißt, dass Horsts Expertenwissen in etwa so solide ist wie ein Kartenhaus im Tornado. Unfassbar, denkst du? Willkommen im Alltag des Dunning-Kruger-Effekts – einer Mischung aus Psychologie, Comedy und Menschheits-Folie-à-deux!
Was zum Henker ist der Dunning-Kruger-Effekt?
Zuerst die Wissenschaft. (Keine Sorge, wir halten es kurz – hier wird niemand mit Fachjargon erschlagen.) Der Dunning-Kruger-Effekt beschreibt ein psychologisches Phänomen, bei dem Menschen mit geringer Kompetenz glauben, sie seien Profis – während Leute mit echter Ahnung eher an sich selbst zweifeln.
Die Entdecker dieses Effekts, die Psychologen David Dunning und Justin Kruger, dachten sich wohl: „Was stimmt eigentlich nicht mit den Leuten?“ Sie führten 1999 eine Studie durch und publizierten ihre Erkenntnisse unter dem charmant-sarkastischen Titel „Unskilled and Unaware of It” – also etwa: „Unfähig und sich keiner Schuld bewusst.”
Das Ergebnis der Studie: Die inkompetentesten Teilnehmer bewerteten ihre Fähigkeiten als überdurchschnittlich. Und die wirklichen Experten? Ach, die hingen bescheiden in der Ecke und murmelten: „Vielleicht bin ich ja doch nicht gut genug …“
Um es auf den Punkt zu bringen: Wer nichts weiß, merkt auch nicht, dass er nichts weiß. Oder, um es mit Dunning und Kruger zu sagen: „Inkompetenz beraubt uns der Fähigkeit, unsere Inkompetenz zu erkennen.“ Und das ergibt, so paradox es klingen mag, irgendwie Sinn.
„Oh, das kenne ich!“ – Der Dunning-Kruger-Effekt im Alltag
Wenn du jetzt überlegst: „Moment mal … Das klingt wie mein Schwager Karl!“ – keine Sorge, du bist nicht allein. Der Dunning-Kruger-Effekt ist überall: an Familientischen, auf Social Media, in Büros und (natürlich) in Talkshows.
Die Hobby-Virologen bei Facebook
Erinnern wir uns an die Pandemie. Plötzlich hatten Menschen, die vorher lautstark über die „Lügenpresse“ geschimpft haben, absolut genaue Meinungen zu exponentiellem Wachstum und Tröpfcheninfektionen – alles dank fünf Minuten YouTube-Videos. Aber hey, Zweifel ist was für Schwächlinge, oder?
Der Bürokollege mit den „innovativen“ Ideen
Du kennst ihn. Es gibt immer diesen einen Kollegen, der Agile-Methoden wie Scrum und Kanban durcheinanderwirft, aber darauf besteht, dass sein „Scrabble-Meeting“ der neueste Management-Trend ist. (Spoiler: Ist es nicht. Es ist Bullshit mit Extra-Anmaßung.)
Der Grillmeister, der plötzlich Meteorologe ist
„Ich sag dir, es regnet heute nicht! Ich hab da so ein Gefühl.“ Klar, Harald, deine Grillzange hat dir bei Vollmond die Wettervorhersage gesendet. Spoiler: Es hat geregnet. Auf den Bratwürsten prangten Tropfen der Demut – nur leider nicht bei Harald.
Die Experten in Deiner WG
„Du weißt schon, dass Zitrone basisch ist, oder? Deswegen ist sie gut für dein Säure-Basen-Haushaltsdings!“ – „Aber … Zitrone ist doch sauer?“ – „Ja, und genau deswegen!“ (Pause. Der Verstand versucht zu rebooten.)
Warum tritt der Effekt eigentlich auf?
Na, weil das menschliche Gehirn manchmal – entschuldige den Ausdruck – ein arroganter Wichtigtuer ist. Der Effekt basiert auf zwei psychologischen Trugschlüssen:
Wer wenig weiß, sieht keine Wissenslücken.Es fehlt ihnen die Kompetenz, um zu erkennen, wie unfassbar kompliziert das Thema eigentlich ist. Unwissenheit fühlt sich deshalb oft wie Klarheit an – zumindest für die Betroffenen.
Wer viel weiß, erkennt die Komplexität.Die echte Kompetenz führt dazu, dass man sich der Vielzahl ungelöster Fragen bewusst wird. Experten sagen oft Sätze wie: „Das ist schwierig zu sagen“, während Nicht-Experten fest entschlossen meinen, die eine magische Antwort zu haben.
Oder, um es mit Charles Darwin zu sagen: „Ignoranz erzeugt häufiger Selbstvertrauen als Wissen.“
„Und was mach ich jetzt mit Onkel Herbert?“
Gut, du erkennst den Dunning-Kruger-Effekt bei einer Person. Aber was nun? Solltest du die Konversation verlassen, wie ein Hipster das Café, wenn dort Ed Sheeran läuft? Nicht unbedingt. Hier sind ein paar humorvoll gemeinte Tipps:
1. Hinterfrage höflich (aber gezielt!)
Anstatt Herbert zu sagen: „Das ist der größte Quatsch, den ich je gehört habe“, probiere so etwas wie: „Das klingt faszinierend – woher hast du deine Infos?" Das könnte ihn entweder zur Selbstreflexion bringen … oder (wahrscheinlicher) eine noch abstrusere Erklärung hervorrufen.
2. Sei ein Vorbild
Erkläre deine eigene Unsicherheit. Sätze wie: „Da kenne ich mich nicht so gut aus, ich müsste mehr darüber lesen“ sind nicht nur ehrlich, sondern machen das Gespräch angenehmer. Vielleicht inspiriert das Dein Gegenüber sogar, ebenfalls mal nachzudenken. (Hey, wir können träumen.)
3. Behalte deinen Humor
Manchmal kannst du den Dunning-Kruger-Effekt nur mit einem Schmunzeln ertragen. Denk dran: Es ist nicht deine Aufgabe, die Welt (und Herberts Meinung) zu retten. Lächle, nicke – und iss mehr Dessert.
„Bin ich vielleicht selbst betroffen?!“
Eine unbequeme Frage, nicht wahr? Fakt ist: Der Dunning-Kruger-Effekt schert sich nicht darum, wie schlau oder reflektiert du bist. Theoretisch kann jeder ihm erliegen. Was heißt das für uns? Regel Nr. 1 ist: Hinterfrage dich selbst.
Du glaubst, in einem Thema Experte zu sein? Cool! Aber frag dich: Habe ich wirklich dermaßen viel Ahnung … oder ist meine Meinung vor allem laut? Und falls du mal danebenliegst: Macht nix. Wahre Größe zeigt sich darin, Fehler einzugestehen – und vielleicht danach ein gutes Buch zu lesen.
Denk daran: Wissen ist wie der Himmel bei Nacht. Je mehr Sterne du siehst, desto mehr erkennst du, wie gewaltig das Universum ist. Oder, um es mit einem Meme zu sagen: „Stay humble, my friends.“
Fazit: Ein bisschen weniger Horst, ein bisschen mehr Demut
Der Dunning-Kruger-Effekt liefert uns vor allem eins: Awareness und Lacher. Das nächste Mal, wenn dir jemand mit gefährlicher Halbwissen-Selbstsicherheit begegnet, denke daran: Tief durchatmen, lächeln – und dankbar sein, dass du selbst immer noch dazulernen kannst.
Denn: „Wahre Weisheit ist, zu erkennen, wie wenig man weiß.“ Sokrates wusste es. Und ganz offen gesagt: Hätte Sokrates Facebook gesehen, wäre er in seiner Weinfass-Höhle geblieben.
Herzliche Grüße aus Düsseldorf
Frank Max | Coach, Autor, einfachMACHER